Ice Ice Baby

Am Neujahrstag wollten wir früh starten, um unser ambitioniertes Ziel von Mo I Rana zu erreichen. Nach einer kurzen Nacht starteten wir um 10 Uhr in Trondheim bei 4°C und Regen. Der erste Teil der Strecke ging ganz locker von der Hand. Der Trondheimer Fjord ist ganz schön lang, aber solange wir an dessen Ufer entlang fuhren war die Straße frei. Das änderte sich ganz schnell als wir nach dem Fjord in die Berge fuhren. Die Straße wurde zunehmend vereister und der Fahrer kam immer mehr ins Schwitzen. Und kaum hatten wir uns halbwegs daran gewöhnt über vereiste Straßen zu fahren wurde es dunkel und das Schwierigkeitslevel stieg ins Unermessliche.

Beim Versuch anzuhalten, weil wir mit den eigenen Füßen testen wollten wie rutschig die Straße ist, sind wir fast an der Bushaltestelle vorbei gerutscht. Dabei wurde uns ins Bewusstsein gerufen, was wir eigentlich eh schon wussten: der Knut hat kein ABS. Also schön vorsichtig fahren und immer schön die drängelnden 56Tonner vorbei lassen. Irgendwie haben die entweder mehr Mut oder ein anderes Level von Wahnsinn.

Völlig entkräftet beschlossen wir um halb sieben auf einem Parkplatz neben der Straße zu campieren, ca. 80km vor unserem eigentlichen Etappenziel. Für ein Vesper haben wir ein paar Würste auf den Grill gelegt, das erste Mal grillen in 2019 im Schnee.

Kurz bevor wir schlafen gehen wollten entschieden wir noch die Langzeitbelichtung unserer Kameras zu testen. Also Stativ raus und minutenlang in der Kälte stehen bis die Kameras fertig belichtet haben. Und wenn in dieser Zeit ein Auto vorbeifuhr musste mal alles nochmal von vorne machen. Ein paar schöne Nachthimmelbilder sind dabei rausgekommen. Was uns etwas gestört hat war der vermeintliche Lichtsmog hinter einem Berg, der alle Bilder etwas aufhellte. Als letzten Akt des Abends versuchten wir uns noch an einem Timelapse des Nachthimmels mit der GoPro, der aber leider in die Hose ging weil sich nach zwei Minuten schon der Saugnapf der Kälte ergab. Aber immerhin gab es ein brauchbares Bild. Darauf schimmerte der Lichtsmog leicht grünlich. Daraufhin hörte man unsere Hände gegen die Stirn klatschen. Das war kein Lichtsmog, das waren Polarlichter! Nur dass sie so schwach waren, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennen konnte. Sofort machten wir mit neuem Eifer noch mehr Bilder, aber irgendwann froren uns dann doch die Finger ab und wir verkrochen uns wieder in den warmen Knut.

Mit der Vorfreude bald richtige Polarlichter zu sehen, gingen wir schlafen mit dem Plan am nächsten Morgen früh zu starten, damit wir nach Möglichkeit in Bodö die Fähre um 15:30Uhr erwischen.

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