Nach einer guten, aber kurzen, Nacht am See starteten wir früh Richtung St. Petersburg, in der Hoffnung dem Berufsverkehr in Pedrosawodsk zu entgehen. Das hat auch einigermaßen funktioniert, allerdings musste man immer noch aufpassen nicht in die metergroßen Schlaglöcher zu fahren.
Die Verbindungsetappe nach St. Petersburg ging wieder einmal über endlose Straßen durch den Wald. Zum Glück verstehen es die Russen die Langeweile durch haarsträubende Überholmanöver aufzulockern. Es ließ sich zudem beobachten, dass der Fahrstil immer riskanter wurde, umso näher wir an die Millionenstadt kamen.
Der Verkehr in St. Petersburg selbst gleicht einem Massenstart beim Motocross. Jeder will ganz vorne sein und am schnellsten durchkommen und dafür wird durchaus etwas Körperkontakt in Kauf genommen. Aber ähnlich wie beim Massenstart geht es im Stadtverkehr dann doch auch meist glimpflich aus. Wir sind auf unserer Fahrt ins Zentrum und wieder raus an „nur“ 4 Unfällen vorbei gekommen, was nach unserem Erachten kein schlechter Schnitt ist beim dem Chaos.
Um unsere Aufgabe zu erfüllen mussten wir eine Bar im Zentrum der Stadt finden und uns dort einen Aufkleber für‘s Roadbook holen. Die Bar zu finden war schon ein Drama und dann kam dazu, dass sie sich mitten im belebten Bahnhofsviertel befand und unsere Reisegruppe aus 2 LKWs und einem VW Bus bestand, was es auch schwierig machte einen Parkplatz zu finden. Als wir einen fanden, war der Weg zur Bar eine dreiviertel Stunde Fußmarsch, also teilten wir uns auf: vier gingen los zur Bar und drei blieben bei den Autos. Eineinhalb Stunden später trafen wir uns wieder, jeder hatte seinen Aufkleber und wir konnten weiter. Unser Fazit zu St. Petersburg ist: Eine sehr schöne Stadt, in der es viel zu sehen und zu erleben gibt, aber auf die Anreise mit dem LKW sollte man in Zukunft vielleicht verzichten.
Mit der Tageschallenge in der Tasche machten wir uns auf den Weg zur Estnischen Grenze, in der Hoffnung zügig über die Grenze zu kommen und in Estland noch einen schönen Campingplatz an der Ostsee zu finden. Leider hatten wir die Rechnung ohne die Russischen Grenzbeamten gemacht. Die Wartezeit zog sich so lange, dass wir bald schon nicht mal mehr Lust hatten unser Feuerwehrquartett zu spielen. Nach viermal Pass zeigen, dreimal Rollladen hoch und Klappen auf und wieder zu und dann noch einer genaueren Inspektion des Innenraumes, dachten wir wir hätten es geschafft. Leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass die Einreise in die EU auch für einen EU-Bürger langwierig sein kann. Nach nochmal 2 Passkontrollen, einmal geröntgt werden und einer genauen Inspektion unseres Knuts, gab es dann noch Probleme mit dem Fahrzeugschein, wo sich dann herausstellte, dass die Grenzbeamtin einfach die Nummer falsch eingetippt hatte. Auch wenn man das Gefühl hatte, dass, zumindest auf russischer Seite, recht viel Schikane dabei war, muss man sagen, dass die, zumeist sehr hübschen, Grenzbeamtinnen fast durchweg sehr freundlich waren.
Mit Russland hinter uns zelebrierten wir den Wiedereintritt in den Westen erstmal mit einem Besuch bei McDonalds, da wir von dreieinhalb Stunden Warterei alle müde und gestresst waren. Mit vollem Bauch machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Nach 3 Tagen Wildcampen sehnten sich alle nach einer warmen Dusche auf dem Campingplatz, doch das konnten wir uns nachts um eins dann auch abschminken. Nach noch einer halben Stunde Fahrerei, hatten wir dann einen recht schönen Standplatz gefunden und fielen sofort erschöpft ins Bett.
Die Frage die uns vor dem Einschlafen dann noch durch den Kopf ging war: Wer trägt uns jetzt die 2 Röntgenbilder von der Grenze in unseren Röntgenpass ein?